Dry Needling gegen Verspannungen und Schmerzen
Schon Anfang der 1990er-Jahre entwickelten Christian Gröbli, Mitbegründer und Geschäftsführer der David G. Simons Academy™, und Ricky Weissmann, zertifizierter Physiotherapeut und amtierender Gründungspräsident des Dry Needling Verband Schweiz (DVS), das sogenannte Dry Needling.
Im Laufe der Zeit hat sich das fortschrittliche Behandlungsmodell als eine anerkannte Technik für die Schmerzbehandlung etabliert. Im Wesentlichen konzentriert sich eine Needling Behandlung auf myofasziale Triggerpunkte, die massgeblich für Verspannungen und muskelbedingte Beschwerden verantwortlich sind.
Was verbirgt sich hinter Dry Needling genau, wie läuft eine Dry Needling Behandlung ab, gibt es Nebenwirkungen und für wen ist sie geeignet?
All das und einige Fragen mehrbeantworten wir Ihnen in diesem Beitrag.
Was ist Dry Needling?
Zunächst einmal gut zuwissen:
Die Wirkung von Dry Needling ist wissenschaftlich nachgewiesen.
Damit handelt es sich um eine Behandlungsmethode, die auf einem sicheren Fundament fusst. Dry Needling wird in der Physiotherapie und manuellen Therapie für Behandlung von muskelbedingten Beschwerden und Schmerzen genutzt. Im Fokus stehen dabei verspannte myofasziale Triggerpunkte.
Unter Triggerpunkte versteht man spezifische Bereiche innerhalb eines Muskels, an denen die kleinsten Muskelfasern, die Aktin- und Myosinfilamente, eine anhaltende Kontraktion erfahren und sich nicht mehr entspannen.
Um diese Verspannungen zu lösen, werden dünne, sterile Nadeln ohne Medikamenteneinsatz (daher „dry“, also „trocken“),in den Triggerpunkte der Muskeln eingeführt.
Der Einsatz von Nadeln in der Physiotherapiezielt darauf ab, die Durchblutung lokal zu steigern und eine verbesserte Nährstoffversorgung zu fördern. Durch die feine Nadelung wird zudem eine leichte lokale Entzündungsreaktion hervorgerufen.
Diese Reaktion ist ein natürlicher Mechanismus des Körpers, der den Heilungsprozess unterstützt, indem er
- die Regeneration beschleunigt und
- die Selbstheilungskräfte aktiviert
Durch diese Prozesse können sich die Muskelfasern entspannen und schmerzauslösende Substanzen effektiver abtransportiert werden, was zu einer Linderung von Beschwerden führt.
Dry Needling basiert auf westlichen medizinischen Prinzipien und ist von der traditionellen chinesischen Akupunktur zu unterscheiden, obwohl beide Techniken die Gemeinsamkeit haben, dass Nadeln verwendet werden.
Was sind myofasziale Triggerpunkte?
Myofasziale Triggerpunkte sind mikroskopische Verspannungen im Muskelgewebe, die sich bei grösseren Ansammlungen zu typischen knotigen Verhärtungen und Strängen im Muskel entwickeln. Diese Veränderungen im Gewebe können eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, darunter
- lokale oder ausstrahlende Schmerzen
- Muskelsteifigkeit
- Muskelschwäche
- Muskelverletzungen
- Sehnenentzündungen sowie
- Nervenreizungen
Warum dann keine Triggerpunkt Therapie?
Hier erfolgt die Behandlung manuell mit den Händen.
Die manuelle Therapie ermöglicht zwar eine breitflächige Behandlung, erreicht jedoch nicht die punktgenaue Präzision der Nadeltherapie.
Zudem führt der grössere Druck bei der manuellen Methode zu einer stärkeren Reizung des darüberliegenden Gewebes.
Formen des Dry Needling
Man unterscheidet beim Dry Needling in der Physiotherapie das Triggerpunkt-Dry Needling und das Superfizielles Dry Needling.
Triggerpunkt-Dry Needling (TDN)
Die Techniken des Trockennadelns, bekannt als TDN (Trockennadeln) und SDN (Subdermale Nadelung), umfassen das Einführen einer Nadel direkt in den Triggerpunkt oder den Hartspannstrang der Muskulatur.
Diese Methoden werden verwendet, um spezifische muskuläre Beschwerden durch gezielte Stimulation zu behandeln und eine Entspannung der Muskelfasern zu fördern. Die Anwendung der Trockennadeltechnik provoziert häufig eine lokale Zuckungsreaktion, eine kurze Kontraktion des Muskels, die oft als Entspannung empfunden wird.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der therapeutische Effekt auch vorhanden sein kann, selbst wenn keine sichtbare Kontraktion stattfindet.
Eine Zuckungsreaktion dient häufig als Indikator dafür, dass der korrekte Triggerpunkt getroffen wurde, doch gibt es auch andere Anzeichen, die auf eine erfolgreiche Stimulation hinweisen können.
Wissenschaftliche Studien untermauern den therapeutischen Nutzen des Lösen von Triggerpunkten durch Trockennadeln:
Dieser Vorgang fördert die intramuskuläre Mobilität, indem er faszienbedingte Verklebungen löst.
Es kommt zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung der betroffenen Muskelfasern und Faszien, was Entzündungen reduziert, die Durchblutung verbessert und so effektiv und dauerhaft lokale Muskelspannungen mindert.
Während die sichtbare Zuckungsreaktion als Indikator für das korrekte Treffen eines Triggerpunktes dienen kann, ist sie nicht der primäre Mechanismus, der zu den beschriebenen therapeutischen Vorteilen führt
Superfizielles Dry Needling (SDN)
Beim superfiziellen Dry Needling (SDN) wird die Nadel oberflächlich und schräg, etwa 3-4 mm über einem Triggerpunkt odereiner schmerzenden Stelle, eingeführt.
Die Hauptwirkung dieser Methode liegt in der Stimulation von Aδ-Nervenfasern, welche hemmende Interneurone im Rückenmarkaktivieren und so, einen Gate-Control-Mechanismus auslösen.
Dies führt dazu, dass der Hartspannstrang sich aufgrund der schmerzlindernden Effekte der Nadelung entspannt. Zudem wurde festgestellt, dass SDN das Bindegewebe dehnen und Fibroblastenreaktionen anregen kann.
Was bringt Dry Needling?
Mit Dry Needling lassen sich in der Regel sehr gute Ergebnisse bei der Behandlung chronischer Muskelverspannungen erzielen.
Diese Technik trägt zur Reduzierung von Schmerzen bei, indem sie nicht nur die Durchblutung fördert und die Freisetzung schmerzlindernder Endorphine stimuliert, sondern auch durch die Lösung von Muskelspannungen und Verklebungen der Faszien.
Dies verbessert erheblich die Beweglichkeit. Durch die Anregung der Blutzirkulation werden der Heilungsprozess durch eine optimierte Nährstoffversorgung gefördert und Abfallprodukte effektiver abtransportiert.
Zeitgleich werden weitere Körpermechanismen aktiviert, die eine verstärkte lokale Immunreaktion bewirken.
Während die lokale Zuckungsreaktion als Indiz für das korrekte Ansetzen der Nadeln gesehen wird, sind es vornehmlich diese umfassenden physiologischen Reaktionen, die massgeblich zur Lösung von Triggerpunkten und zur allgemeinen Verbesserung der Muskelgesundheit beitragen.
Für wen ist Dry Needling geeignet?
Grundsätzlich ist Dry Needling für alle Personen geeignet, die entsprechend an Beschwerden wie Verspannungen oder muskulären Schmerzen leiden.
Zu dem Behandlungsspektrum von Dry Needling gehören:
● Kopf- und Nackenschmerzen
● Schulter- und Armschmerzen
● Überlastungen im Sport
● muskuläre Beschwerden (mit Ausstrahlungen)
● und vielesmehr
Allerdings gibt es auch einige Kontraindikationen wie Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, Schwangerschaft oder auch Infektion.
Ebenso sollte bei einem Tumorleiden nicht (immer) genadelt werden.
Die individuelle Beurteilung der Eignung für Dry Needling erfolgt im Anamnese-Gespräch.
Hat Dry Needling Nebenwirkungen?
Generell gilt, dass Dry Needling eine invasive Therapiemethode ist, bei der Nadeln in das Körpergewebe eingeführt werden.
Obwohl Risiken wie Nerven-, Blutgefäss- oder Gelenkverletzungen sowie Infektionen und selten ein Pneumothorax bestehen, kann die Methode bei Einhaltung strikter Hygiene- und Sicherheitsvorschriften sicher angewendet werden.
Die Therapie erfolgt unter sterilen Bedingungen mit Einwegnadeln und Desinfektionsmitteln, wobei gut ausgebildete Therapeuten mit fundiertem medizinischem und anatomischem Wissen das Risiko von Nebenwirkungen minimieren.
Jeder, der sich in die Hände eines Experten im Dry Needling begibt, muss sich also keinerlei Sorgen um Nebenwirkungen machen.
Wie läuft eine Dry Needling Behandlung ab?
Dry Needling wird in der Physiotherapie zumeist in ein umfassendes Behandlungskonzept eingearbeitet.
Es lässt sich hervorragend mit anderen Therapiemethoden kombinieren, was den Erfolg des gewünschten Ergebnisses steigert.
Eine Sitzung beim Dry Needling kann zwischen fünf bis 25 Minuten dauern.
- Den Beginn einer jeden Dry Needling Behandlung markiert das Erstgespräch. Hier teilt der Patient dem Behandler alle relevanten Informationen zu seiner gesundheitlichen Problematik mit.
- Dies umfasst das Besprechen von Arztverordnungen, Untersuchungsberichten und Bildaufnahmen wie MRT oder Röntgenbilder. Zudem werden eventuelle Kontraindikationen für das Dry Needling geklärt.
- Im Anschluss erfolgt eine Aufklärung über die Methode des Dry Needlings, einschliesslich des Behandlungsablaufs und möglicher Reaktionen.
- Durch verschiedene klinische Tests, darunter Bewegungs- und Dehntests, identifiziert der Physiotherapeut die betroffenen Muskelgruppen, die beim Dry Needling im Fokus stehen.
- Durch den Tastbefund werden dann die betroffenen Muskeln und Triggerpunkte ermittelt, um festzulegen, welche Muskeln behandelt werden sollen.
- Sind alle Bereiche identifiziert, wird der Patient in eine passende Position gebracht und der Triggerpunkt manuell fixiert. Wenn die Einstichstellen sorgfältig gereinigt sind, kann das Dry Needling auch schon beginnen.
- Eine sterile Einwegnadel wird vorsichtig in das Hautgewebe eingeführt und langsam zum Triggerpunkt vorgeschoben. Die Nadel wird dabei behutsam vor- und zurückbewegt, um den Triggerpunkt präzise zu stimulieren.
- Sobald die Reaktion des Muskels nachlässt, wird die Nadel entfernt, wird die Nadel entfernt, was meist innerhalb von weniger als 60 Sekunden geschieht. Die verwendete Nadel wird anschliessend sicher entsorgt.
- Im Anschluss an das Dry Needling erfolgt eine manuelle Behandlung der betroffenen Muskeln und Faszien, die oft eine sanfte Dehnung beinhalten, um die Muskelspannung weiter zu reduzieren.
Was ist der Unterschied zwischen Akupunktur und Dry Needling?
Sowohl die Akupunktur als auch das Dry Needling nutzen zwar Nadeln, verfolgen jedoch unterschiedliche Ansätze und Ziele.
Akupunktur, ein Teil der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM), richtet sich nach energetischen Prinzipien und zielt darauf ab, Energieblockaden entlang der Meridiane zu lösen und den Energiefluss zu verbessern. Sie wird oft von Masseuren und Naturheilpraktikern praktiziert.
Dry Needling konzentriert sich auf die anatomische Struktur der Muskeln und zielt darauf ab, Triggerpunkte im Muskelgewebe zu lösen, um die Durchblutung und Nährstoffversorgung zu verbessern.
Interessanterweise zeigen Studien, dass einige Triggerpunkte mit Akupunkturpunkten übereinstimmen, obwohl die Methoden unterschiedliche Grundlagen haben.
Wer darf Dry Needling anbieten?
Dry Needling darf von verschiedenen medizinischen Fachkräften angeboten werden, vorausgesetzt, sie haben eine spezielle Schulung absolviert.
Zu den Berufsgruppen, die häufig für die Behandlungsmethode qualifiziert sind, gehören
- Physiotherapeuten
- Ärzte
- Chiropraktiker
- Osteopathen
Jeder Experte muss für das Dry Needling fundierte Kenntnisse in Anatomie und Palpation nachweisen sowie spezifische Fortbildungen absolvieren, um die Technik sicher und effektiv anwenden zu dürfen.
In unserer Praxis bieten wir ein professionelles, sicheres und effektives Dry Needling an.
Unsere jahrelange Erfahrung und Expertise im Dry Needling erweitern wir mit laufenden Fortbildungen, um für unseren Patienten eine hohe Behandlungsqualität sicherzustellen.